Saisonbericht von Nino Scharfen

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Fußball ist wohl die schönste Nebensache der Welt, das haben wir und auch die eingefleischten Fans in diesem Jahr ganz deutlich gespürt. Ein Jahr gab es in der Zittauer Weinau keinen Fußball im Männerbereich mehr, weil der ersten  Mannschaft von Zittau – einer Stadt mit solch einer Tradition und fast 25.000 Einwohnern – nicht mehr als 8 Spieler blieben, die für die Saison 22/23 in der Landesklasse hätten für die Mannschaft antreten können/wollen. Folglich musste man, trotz hohen Aufwands dies noch kurzfristig zu verhindern, die Mannschaft aus dem Wettbewerb zurückziehen.

Schon im Laufe der Saison, die ohne Zittau stattgefunden hat, begann  die mühselige Reanimierung der Männermannschaft. Mit viel Werbung und Probetrainings konnte man schließlich im Mai 2023 freudig verkünden, wieder genügend Spieler für eine neue Mannschaft zusammen zu bekommen, auch ohne Geld für Neuzugänge. Es gab einfach wieder den Drang mit alten Freunden zusammenzuspielen oder neu beim VfB anzufangen, im schönen Weinaustadion zu spielen oder sich selbst herauszufordern. Es ging wieder um Fußball und um Freundschaft und darum, den Verein zu retten. Dies hatte man geschafft.

In der anlaufenden Saison nach dem Neuaufbau gab es viele Schwierigkeiten: Eine völlig neu aufgestellte Mannschaft zu führen, war sicher auch für einen erfahrenen Trainer wie „Ladi“ Sorm eine große Herausforderung.

Mein persönliches Saisonziel, dass ich mir trotz meiner Langzeitverletzung für die neue Mannschaft in der Kreisoberliga gesetzt habe, konnten wir leider nicht erreichen. Nach dem Zwangsabstieg aus der Landesklasse hatte ich mir einen Platz unter den Top 5 gewünscht. Doch einerseits waren die Mannschaften im ersten Tabellendrittel der Liga durchaus besser als erwartet und andererseits waren wohl meine Ansprüche aus der Landesklasse noch etwas zu hoch, weil wir eine fast gänzlich neue Mannschaft bilden mussten und diese zwar in der Breite für die Spielzeit recht gut aufgestellt war, aber qualitativ noch Luft nach oben hatte. Viele junge Spieler aus der A- Jugend sind zu uns gestoßen. Sie haben uns gerettet, ohne ihr ehrgeiziges Engagement hätten wir wahrscheinlich nicht genügend Männer für eine Mannschaft zusammenbekommen. Und da spreche ich aus Erfahrung😉: als Lehrer kennt man die Jugend und sieht nicht alltäglich so zuverlässige Jugendliche.

Dennoch muss man die Erwartungen bei jungen Spielern, mit noch geringer Erfahrung, besonders im Männerbereich, etwas anpassen. Für sie war es sicher eine sehr wichtige Saison. Sie wurden geleitet durch die Mannschaftsdinos, die ihnen viel beibringen konnten. Bei der Jugend möchte ich zwei unter Vielen hervorheben: zum Ersten Dario Weber war ein zuverlässiger Rückhalt als erster und einziger Torhüter unserer Mannschaft bereits mit 18 Jahren, obwohl er noch für die Junioren spielberechtigt war und nebenbei in Dresden ein Studium begonnen hatte. Zum Andern Jakob Kuner, der teilweise Samstag vormittags bei der A-Jugend in Dresden 90 spielte, um dann nachmittags in Zittau nochmals die volle Spieldauer zu meistern und das alles trotz gebrochener Hand. So war es früher für viele eine Ehre in dem Alter am Wochenende doppelt zu spielen. Heute ist es eine Ausnahme und das sollte man hoch anrechnen.

 

Auf der finalen Tabelle der Kreisoberligasaison 23/24 stehen wir auf Platz 8. Damit haben wir mein persönliches Ziel zwar nicht erreichen können, aber dennoch ziehe ich ein sehr zufriedenes Fazit:

 

Es ist uns gelungen eine neue Mannschaft zu schaffen, die in der Kreisoberliga kein Fallobst war, gegen den Meister auswärts mit etwas Glück gewann und auch gegen den Vize Zuhause siegte. Es ist uns gelungen mit einer überlegten Vorbereitung Menschen aus und um Zittau an einem Tisch zusammenzusetzen und über die Probleme im Verein zu reden. Und es wurde nicht nur darüber geredet, es wurden Fehler der letzten Jahre und Jahrzehnte angepackt, man hat sich neu aufgestellt, man hat sich wieder entschlossen etwas für den Verein zu schaffen. Aus diesem Grund ist der Verein aufgeblüht wie wohl schon sehr sehr lange nicht mehr. Und dass nun bei jedem Spiel von der G-Jugend bis zu den alten Herren Leute da sind, die sich zu einem Verkauf anbieten, um allen Zuschauern einen schönen Tag zu bereiten oder dass sich die gegnerischen Mannschaften bei uns in der Weinau wieder wohl fühlen, zeigt dass wir endlich wieder ein geiles Vereinsleben haben.  Damit kann man mit Recht wieder stolz auf den Verein sein.

Durch all diese Veränderungen in Mannschaft und Verein  haben wir diesen unglaublichen Strom an Neuzugängen, die seit dem Winter zu uns stoßen. Mittlerweile zählen wir 14! Wer kann außer uns schon eine solche Zahl vorweisen. Uns ist schon klar, dass nicht jeder von ihnen Messi oder Pirlo das Wasser reichen werden, aber es vergrößert unsere Möglichkeiten enorm.

Deshalb war auch eine neue Spielgemeinschaft notwendig. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit   Traktor Mittelherwigsdorf und Rotation Oberseifersdorf. Es soll ein Geben und Nehmen werden, bei dem gemeinsam freundschaftlich trainiert wird, bei dem die beiden Partner von uns Unterstützung an Spieltagen erhalten und bei dem unsere Spieler, die es nicht in den Spieltagskader der 1. Mannschaft geschafft haben, Spielzeit erhalten und ehrgeizig am Ball bleiben.

Bei guter Zusammenarbeit ist sicher ein Mitspielen um den Aufstieg in die Kreisliga möglich.

Und durch den wachsenden Kader wird es in der kommenden Saison endlich auch möglich sein, dass sich Vereinslegenden wie Neumann, Albert und Richter (mich will ich mal noch nicht dazu zählen 😜) endlich etwas zurückziehen können, um ein gemütliches Schübchen bei den Altherren zu machen oder um wertvolle Zeit mit der Familie zu verbringen. Viele Jahre war es in diesem Verein nicht möglich, jahrelang hatte die „alte Garde“ mit einem Altersdurchschnitt der Startelf von über 30 auch in der Landesklasse Erfolg. Jetzt wird die Zeit kommen, in der die Jugend das Ruder übernehmen kann und muss. Die „GE“ (große Erfahrung ) – so wie uns „Ladi“ immer liebevoll bezeichnete – wird die Jugend dabei trotzdem unterstützen und die Mannschaft wird wieder erstarken. Nun muss man allerdings zuerst einmal die Kirche im Dorf lassen und kleinere Brötchen backen: Eine Verbesserung der Platzierung im Vergleich zur letzten Saison ist ein realistisches Ziel, das man sich setzen sollte. Dafür hat man nun endlich wieder eine einheitliche Vereinskleidung, die man sich in der vergangenen Saison erst mühselig erarbeiten musste, um nun stolz und mit viel Tatendrang in die neue Saison starten zu können.

 

Und wenn man ein bisschen träumen mag, ist bei einem Fortgang der derzeitigen Tendenz beim Mannschaftswachstum vielleicht auch irgendwann mal wieder eine eigene zweite Männermannschaft möglich. 😊

 

Aber nun träumen wir erstmal von einer schönen Saison 24/25 und wünschen uns einen fairen Wettkampf ohne Verletzung mit schönen  Spielen auf einem wiederergrünten Weinauer Stadionrasen.

 

Sport frei!

 

Nino Scharfen