Fair Play! – Unser Aufruf für eine wertschätzende Fußballkultur

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Fair Play! – Unser Aufruf für eine wertschätzende Fußballkultur

Ein bisschen mehr als zwei Wochen ist es nun her, da gastierte unsere 1. Männermannschaft im Zittauer Stadtderby beim ESV Lok Zittau, als Mitte der zweiten Spielhälfte das Spiel durch Schiedsrichter Sebastian Runge auf Hinweis seines 2. Assistenten Manuel Petschel unterbrochen wurde. Grund hierfür waren rassistische Äußerungen in Form von Affen-Lauten gegen unseren Spieler Sarif Jalloh, welcher kurz zuvor ausgewechselt wurde und an dem Täter/den Tätern vorbeilief. Nach Besprechung mit beiden Kapitänen, ließ der Schiedsrichter eine Durchsage vom Stadionsprecher vornehmen, in welcher dieser darum bat, rassistische Äußerungen einzustellen – der Durchsage folgte wahrnehmbares Klatschen auf dem Kummersberg. Wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer und Spieler applaudierten lässt sich nur mutmaßen.

Was feststeht: Wir stellen uns vor unseren Spieler und verurteilen das Verhalten der Person/der Personen aufs Schärfste.

So weit so gut denkt sich vielleicht der ein oder andere, Fragen und Aussagen wie „bitte keine Eskalation“, man solle es bzgl. des Themas Rassismus doch dabei belassen und keine Stellungnahme mehr vornehmen oder auch „kein Feuer entflammen“ kursieren in dem oder ähnlichem Wortlaut intern und auch in den sozialen Medien. Richtig, wir wollen keine Eskalation, wir möchten auch nicht den Sportverein Lok Zittau dafür verantwortlich machen, denn laut Aussagen des Vereins war der Täter kein Mitglied der ESV. Es gab Entschuldigungen und klare Statements gegenüber unserem Verein und dem Geschädigtem auf internen Wegen, das möchten wir hier selbstverständlich und ausdrücklich positiv erwähnen.

Dennoch nutzen wir hiermit die Gelegenheit, den Vorfall noch einmal anzusprechen, jedoch auch dafür, um im Allgemeinen ein Thema zu reflektieren.

Rassismus ist ein gesellschaftliches Problem, keins, das nur einen bestimmten Verein betrifft. Unser Anliegen ist ein anderes: der Umgang mit dem Thema verbale Gewalt auf dem Sportplatz.

Denn: dass es zu solchen Vorfällen auf Sportplätzen kommt, ist kein neues Phänomen, kein Phänomen, was nur eine bestimmte Region, oder einen Verein betrifft. Wir möchten den Vorfall nutzen, da dieser im offiziellen Spielbericht erfasst wurde, um auf das Thema aufmerksam zu machen, was uns und anderen Vereinen bei vielen Auswärtsspielen immer wieder begegnet: Hass, Diskriminierung und der Umgang damit. Ähnliche Vorfälle, rassistische Kommentare wie „Geh zurück wo du herkommst“ oder Bezeichnungen als „N**er“ kommen uns immer wieder auf den Sportplätzen zu Ohren. Werden Minderheiten in der Gesellschaft genutzt, um eine Person in ihrer Würde anzugreifen, so ist hier eine Grenze überschritten, welche wir noch deutlicher ziehen müssen und werden. Ja, ein frecher Spruch, ein lustiger Kommentar, scharfe Kritik gegen einen Spieler ist erwünscht, solange sie fair bleibt und nicht ausgrenzt. Niemand sucht sich seine Herkunft, sein Geschlecht oder seine sexuelle Orientierung aus – kommen wir wieder zu den Werten zurück, die den Fußball groß gemacht haben:

„Herkunft: Egal

Sprache: Egal

Leistung: Wichtig“

(Bolzplatzkind.com)

Nun möchten wir uns noch dem Umgang mit dem Thema, stellvertretend mit Fokus auf den konkreten Vorfall beim Stadtderby, widmen. Ist es Befeuerung der Debatte, Eskalation oder Übertrieben, wenn wir uns als betroffener Verein vor unseren angegriffenen Spieler stellen, diesen schützen und Geschehenes verurteilen? Nein. Was hier stattfindet, ist eine Umkehr von Täter und Opfer. Statt auf den Verursacher dieses Themas zu schauen und sein Verhalten als widerwärtig zu bezeichnen, wird Kritik geübt, wenn wir uns diesem Thema widmen wollen. Doch es ist an der Zeit, dass wir mit dem Thema noch mehr in die Öffentlichkeit rücken und klar machen: es ist kein Einzelfall, einige Spieler fallen Diskriminierungen häufiger zum Opfer als andere.

Keine vorangegangene Provokation, kein Foul, kein Jubel in Richtung gegnerischer Fans, nicht zu viel Alkohol oder „War ja nur ein Spaß“ rechtfertigt Diskriminierung. Nichts rechtfertigt Diskriminierung.

Daher unser Aufruf, kehren wir zurück zu gepflegter, aber lebendiger Fußballkultur, in welcher es nicht normal und lustig ist, einen Spieler aufgrund von Merkmalen zu beleidigen, die er nicht ändern kann. Üben wir sachliche Kritik, unterstützen wir vor allem unsere Lieblingsmannschaft und sind nicht darauf aus, den Gegner zu verspotten.

Haben wir Spaß am Fußball- Schauen, Spielen, Erleben, Trainieren, Fühlen, Feiern – aber: machen wir es gemeinsam!

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Fair Play!

Unser Aufruf für Zusammenhalt, Respekt und Wertschätzung im Fußball!